Simon Krebs "wenn das der Elvis wüsste e.V."
GH:CITYVIBES
Rampe der Güterhallen
Simon Krebs singt in den Güterhallen.
Auf den ersten Blick erwartet man mit der Ansage eben diesen Simon Krebs, der seit fast 30 Jahren seine ausgewählte Hintergrundmusik nutzt und sich quer durch die 50er und 60er singt und entertaint.
Dafür kritisieren ihn Musiker der regionalen Szene. Man müsse doch mit einer richtigen Band arbeiten.
Doch Simon Krebs ist mehr als ein simple minded Mallorca-Act. Zum einen hat er 3000 maßgeschneiderte Unterhaltungsstunden hinter sich. Stets liebte er die Abwechslung, Geburtstagsfeiern von 18 bis 100, Messe, Gala, Kneipe - als es noch Kneipe gab. Düsseldorf, Ostsee, Teneriffa, Gigs für die Hells Angels ohne Funksignal im Wald oder einfach mal in Heidi Klums elterlichen Wohnzimmer.
Zum anderen ist das Besondere an Simon Krebs seine Prägung. Ultrareligiös aufgewachsen und ab 20 ein stetig suchender und findender Freiheitstyp, Künstler-Kerl, Grübler, Sammler, Erfahrungsjunkie.
Im Alter von 44 Jahren hat er 80 Länder besucht, immer nah bei den Menschen und immer weg von der klassischen Komfortzone. Interpretiert er auch die oft gehörten Elvis-Klassiker und andere Brüder im Geiste, spürt man, dass diese Songs bei ihm in Fleisch und Blut übergegangen sind.
In einer kurzen Phase war er auch Autor.
In Nairobi nahm er einmal eine Vinyl Single mit einer afrikanischen Band auf.
Erst kürzlich verbrachte er einen kalten verregneten Montagmorgen bei nettem Plausch mit Zelma, der Witwe von Otis Redding. Entscheidet sich Simon z. B. während eines Auftritts dafür, "Sittin' on the dock of the Bay" zu singen, fühlt sich das einfach anders an, als beim hiesigen Stadtfest-Sound, auch wenn nur seine Vocals live sind. Übrigens immer trocken und dynamisch, wie es ein Tontechniker ausdrücken würde.
Paul McCartney hat einmal gesagt: Wenn es ihm schlecht geht, legt er einfach eine Elvis-Platte auf. Simon tickt genauso. Nicht fanatisch, aber fachlich und spirituell angehaucht, die Szene links liegen lassend.
Ist er mit 20 dem ultrareligiösen Umfeld entflohen und hat er seinen Ausstieg 20 Jahre relativ easy durchgefeiert, so passierte mit 40 ein weiterer Ausstieg. Der Ausstieg vom Ausstieg. Als treibende Kraft des Vereins "Wenn das der Elvis wüsste e. V." singt Simon Krebs mittlerweile fast nur noch in Senioreneinrichtungen, für Menschen mit Behinderungen und sogar auch am Sterbebett. Er erklärt, dass dies die Orte sind, an denen die Liebe noch intakt ist. Auch für den in Solingen sehr aktiven" Lebensherbst e. V." sang er viele, viele Male.
In das ansonsten von amerikanischen Oldies und Classics geprägte Repertoire inkludiert er dort auch mal eine B-Seite von Howard Carpendale oder Freddy Quinn und liefert auch diese Songs absolut authentisch.
Die Songauswahl eines jeden Auftritt entsteht immer aus dem Bauchgefühl. Mal ist er Atmosphäriker, mal Oldschool-Entertainer. Auf jeden Fall bleibt er seiner Linie immer treu.
Während des Aufenthalts, bei dem er Zelma treffen konnte, sang Simon Krebs auf einer kleinen Tour in fünf amerikanischen Senioreneinrichtungen. Bei aller Bescheidenheit, die Amis waren vollkommen euphorisch.
Längst hätte Simon im Karneval oder Schlagergeschäft Fuß fassen können. Wer zu dem Güterhallenabend kommen möchte, trifft aber in jedem Falle auf ein Original, das seine Seele nie verkauft hat.
Wir danken für die Unterstützung:



